Alter Schlachthof: Land Hessen unterstützt Gründerzentrum mit zinslosem Vier-Millionen-Darlehen

In wenigen Wochen soll es losgehen mit der Umwandlung des Alten Schlachthofes in ein Informationstechnologie- und Gründerzentrum Fulda (ITG): Im Januar des kommenden Jahres wird mit den Entkernungsarbeiten des knapp 100 Jahre alten Gebäudes begonnen, im Spätherbst 2000 sollen die 3600 Quadratmeter umfassenden „zukunftsträchtigen Mietflächen“ interessierten Technologie-Firmen und jungen Existenzgründern zu Verfügung stehen.
 

Das berichtete Investor Klaus Burg am Donnerstagabend bei einer Veranstaltung im Alten Schlachthof, zu der über 100 Interessenten aus dem Bereich Informationstechnologie (IT) gekommen waren. 2,1 Millionen Mark zahlt Burg der Stadt für das denkmalgeschützte Gebäude; insgesamt will er zwischen acht und zehn Millionen Mark investieren, um das „städtebauliche Ensemble“ außen als Denkmal zu erhalten und innen als „Informations- und Kommunikations-Mall“ auszubauen. Damit das „dreistufige Nutzungskonzept“ (Platz für etablierte IT-Firmen, für junge Existenzgründer und für einen öffentlichen Multimediabereich) schnell umgesetzt werden kann, ist die Unterzeichnung des Kaufvertrages Voraussetzung. Sie soll noch im Dezember stattfinden.


Auch das Land Hessen will zur zügigen Realisierung beitragen und ein Darlehen für das Gründerzentrum zur Verfügung stellen. Die Stadt geht davon aus, dass spätestens im Januar 2000 der Bewilligungsbescheid vorliegt. 90 Prozent der Investitionskosten in Höhe von 4,5 Millionen Mark wird das Darlehen abdecken, das zinslos auf 20 Jahre zur Verfügung gestellt wird, wie Klaus Krolopp, Leiter der Stadtmarketing-Abteilung, der FZ auf Anfrage mitteilte. Bis Januar soll auch der Förderverein gegründet sein, dem neben Stadt und Kreis Fulda u.a. auch Sparkasse, IHK und Handwerkskammer angehören werden. Der Verein will jungen Leuten bei der Existenzgründung Starthilfen geben (die FZ berichtete).

Dass Informationstechnologie die „absolute Wachstumsbranche“ ist, wurde beim Info-Abend im Alten Schlachthof von vielen Seiten untermauert. Fred Richter, stellvertretender Leiter des Arbeitsamtes Fulda, hob hervor, dass der Trend zur Informationstechnologie als Teil des Dienstleistungssektors anhalte. Es gebe einen erheblichen Fachkräftebedarf, vor allem auch in der Region Fulda. Oberbürgermeister Dr. Alois Rhiel sieht im neuen ITG-Zentrum die richtige Weichenstellung dafür, Fulda zum Wissens-Standort auszubauen und damit Arbeits- und Ausbildungsplätze der Zukunft zu schaffen. Carsten Micheel-Sprenger vom Verein „Zeitsprung“, einer Vereinigung von IT-Firmen, sieht in dem neuen Zentrum eine Stärkung der IT-Region Fulda. Dadurch könnten viele Einzelinitiativen gebündelt und die Transparenz des IT-Marktes verbessert werden. Immerhin, so Sprenger gebe es bereits über 200 IT-Firmen in Osthessen. Das neue Zentrum biete vor allem den kleinen Betrieben die Möglichkeit, virtuelle Projektgemeinschaften zu bilden und größere Aufträge gemeinsam durchzuführen.
„Hochqualifizierten Nachwuchs“ für die Kommunikationsbranche biete die Fachhochschule Fulda, die allein im Fachbereich angewandete Informatik 600 Studierende hat. Fachbereichsleiter Professor Dr. Volker Warschburger sieht in der Zusammenarbeit zwischen FH und ITG-Zentrum viele Vorteil für beiden Seiten. Die FH könne als eine Art Mentor den jungen Gründern beratend zur Seite stehen. Im Gegenzug erhoffe sich die FH Lehr- oder Gut-achteraufträge. Zuvor hatte Investor Burg den Zeitplan umrissen, in dessen Verlauf aus dem „Schlachthof“ ein von Edelstahl, Glas und Lichtquellen bestimmtes Technologiezentrum werden soll.
 
Quelle: Fuldaer Zeitung vom 27.08.2001