Fulda ist gefragt – und teuer

Frank Nieburg, Vorstandsvorsitzender des Fuldaer Siedlungswerks, kann nicht klagen: Die Nachfrage nach Mietwohnungen brummt. Jüngstes Beispiel sind die 40 Wohnungen, die derzeit in der Fulda-Aue in Horas entstehen. „In kürzester Zeit waren die Wohnungen vierfach überzeichnet“, berichtet Nieburg und ergänzt: „Der erste Bauabschnitt ist komplett weg, für den zweiten haben wir viele Reservierungen.“ Maximal 7,50 Euro kostet der Quadratmeter für Wohnungen mit einer Größe zwischen 60 und 140 Quadratmetern.

„Für uns ist das schon hochpreisig. Aber wenn die Lage vernünftig ist, dann ist auch die Nachfrage sehr groß.“ Ähnlich verhält es sich bei der Baumaßnahme in der Dalbergstraße. Dort errichtet der Petersberger Christopher Burg knapp 40 Mietwohnungen mit einem Preis von „um die fünf Euro“ – und auch dafür ist das Interesse bereits enorm. Dabei starten die Arbeiten erst in zwei Wochen.

Die Erfahrungen von Burg und die des Siedlungswerks, das im Kreis Fulda fast 1200 Wohnungen im Bestand hat, stützen durchaus die These der Pestel-Studie, das Mietwohnungen hier knapp sind. Ob die Hochrechnung der Wissenschaftler aus Hannover stimmt, dass bis zum Jahr 2017 in der Region 1400 Mietwohnungen fehlen werden, das kommentiert Nieburg so: „1400 in fünf Jahren, das ist für den gesamten Landkreis Fulda eigentlich keine besonders große Zahl.“

Doch die Studie spricht nicht nur von einem „Neubau-Defizit“, sondern ebenso von einer drohenden „Überalterung der Bausubstanz“. Auch das Siedlungswerk vermietet Wohnungen aus den 1950er Jahren, „die wir aber nicht auf Dauer in unserem Bestand haben werden“, sagt der Vorstandsvorsitzende: „Ansonsten sind wir etwa mit der Wärmedämmung bei fast allen Objekten durch.“

Neben der steigenden Nachfrage nach günstigen Wohnungen, gibt es vor allem in der Fuldaer Innenstadt einen Trend zu luxuriösen Immobilien, die oft als Geldanlage erworben werden – etwa das Haus am Schlossgarten. „Dort wird derzeit der Top-Preis von 9,50 Euro erzielt“, sagt Franz Heimann von Sparkassen-Immobilien. Die Regel sei das in Fulda nicht. Dennoch: Wer in der Stadt eine moderne Wohnung baut und sie vermieten will, der muss laut Heimann „acht Euro plus nehmen, um eine ausreichende Rendite zu erzielen“. Für Familien – zumal wenn nur einer verdient – ist das meist keine Option. Doch die Peripherie wie Zirkenbach und Johannesberg biete Alternativen. „Beim derzeitigen Zinsniveau leisten sich viele Familien aber auch häufig etwas Eigenes – kaufen ein Haus und modernisieren es“, sagt Franz Heimann.

Tatsächlich scheint auch der Markt für Mehrfamilienhäuser im Kreis ein wenig in Bewegung: Laut Wolfgang Keil vom Amt für Bodenmanagement Fulda wechselten im vergangenen Jahr 25 solcher Immobilien den Eigentümer, 2010 waren es 31, in den Jahren davor zwischen 5 und 17. Das mag auch damit zusammenhängen, was Landrat Bernd Woide (CDU) anspricht: „Wenn jemand in Frankfurt lebt und in der Rhön ein 3-Familien-Haus von 1960 erbt, dann wird er sich durchrechnen, ob es sich lohnt, die Immobilie zu sanieren, um sie zu vermieten, oder ob er verkauft.“ In der Stadtregion habe man eben meist die Garantie, zahlungskräftige Mieter zu finden. „Das ist sehr positiv“, sagt Woide: „Aber wir wollen doch in 50 Jahren nicht alle nur zehn Kilometer rund um Fulda leben.“

Quelle: Fuldaer-Zeitung vom 20.06.2012